Am 16. Dezember 1992 war es soweit. Der russische Präsident Boris Jelzin und der damalige deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl vereinbarten den endgültigen Abzug der ehemaligen Westgruppe der sowjetischen Truppen. Bis zum 31. August 1994 sollte der letzte Rotarmist das Gebiet des inzwischen wiedervereinigten Deutschlands verlassen haben.
Und tatsächlich wurde an diesem Tag mit der 20. Rotbanner-Gardearmee aus Eberswalde die letzte Einheit der sowjetischen Truppen abgezogen und kehrte in ihren Heimatstaat zurück, der inzwischen nicht mehr Sowjetunion, sondern Russische Föderation hieß.
Im Sog der allgemeinen politischen und gesellschaftlichen Veränderungen in Osteuropa war damit eine der schwierigsten Epochen innerdeutscher, europäischer, ja der Weltgeschichte beendet.
In der ehemaligen DDR war die Sowjetunion durch die stationierten Einheiten der Westgruppe omnipräsent: politisch und ideologisch, militärisch aber auch kulturell. Dies änderte sich mit der politischen Wende Anfang der neunziger Jahre schlagartig. Die sowjetischen Truppen wurden abgezogen, überflüssige Kasernenmauern und leere Mannschaftsunterkünfte blieben zurück. Viel ist heute nicht mehr erhalten, das an die Armeen des „großen Bruders" von früher erinnert.
Nur wenige auswertbare „Zeichen" verblieben für eine Reflektion über die einst so prägende Präsenz der Sowjetarmee. Jahre nach dem Verschwinden der Parallelwelt in den Truppenstandorten, welche auf Grund ihrer hermetischen Abgeschlossenheit auch von vielen DDR-Bürgern nur als Fiktivum wahrgenommen wurde, bleiben Orte ohne Namen, leere Plätze und Ruinen, derer sich die Natur allmählich bemächtigt . [...]
Eurasisches Magazin 07-04 Link